Ein Mann nimmt an einer Solidaritätsdemo für Israel in Berlin teil / picture alliance

Mögliche Reaktionen auf den iranischen Angriff - „Israel steht vor einem schwierigen Dilemma“

Die Weltöffentlichkeit fragt sich, ob und in welchem Umfang eine Reaktion Israels auf den iranischen Angriff erfolgen wird. Der Islamwissenschaftler Guido Steinberg spricht im Interview über denkbare Szenarien und die Möglichkeit einer großen Eskalation.

Autoreninfo

Clemens Traub ist Buchautor und Cicero-Volontär. Zuletzt erschien sein Buch „Future for Fridays?“ im Quadriga-Verlag.

So erreichen Sie Clemens Traub:

Guido Steinberg ist Islamwissenschaftler und forscht bei der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin zum Nahen Osten, politischen Islam und islamistischen Terrorismus.

Herr Steinberg, in der Nacht von Samstag auf Sonntag feuerte der Iran 300 ballistische Raketen und Drohnen auf Israel. Nun rätselt die Weltöffentlichkeit, ob und in welchem Umfang eine Reaktion seitens Israels erfolgen wird. Was erwarten Sie?

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Naumanna | Di., 16. April 2024 - 18:04

Das Dilemma ist in der Tat schlimm. Ich bin kein Nahostexperte ... aber Scholl-Latour war einer und bei ihm kann man immer noch Lösungsansätze finden ... Der Westen ist im Nahen Osten auf dem Irrweg ... Der IS ist zB eine Folge der falschen Politik der USA im Nahen Osten, die sich sogar mit dem "Teufel" verbünden, um potentiellen Gegnern zu schaden ... Die Russen hätten Afghanistan "befriedet", wenn der Ami nicht dazwischengefunkt hätte ... Israel kann nur versuchen, Verbündete in der arabischen Welt zu finden ... dort gibt es viele Länder, die mit Radikalen und dem Iran nichts am Hut haben ... Saudi Arabien Irak, Ägypten Katar ...

Volker Naumann | Di., 16. April 2024 - 19:58

Antwort auf von Naumanna

sind auch schon die Briten gescheitert vor vielen Jahren,
das Problem ist wahrscheinlich für Europäer und alle
anderen westlichen Staaten (gegenwärtig z.B. Australien)
einfach mit allen bisherigen Ansätzen nicht lösbar.

Stucks Ansatz, am Hindukusch unsere Freiheit zu verteidigen
war offensichtlich (wohlgesonnen) gut gemeint aber führte
uns zu einer blamablen katastrophalen Flucht aus Kabul.
Mit uns geflohen die USA und vor uns die Russen.

Ohne Experte zu sein, kann ich dem Ansatz von Trump, sich
aus solchen Krisenregionen konsequent zurück zu ziehen,
eigentlich viel abgewinnen.

Wir sollten wohl auch besser aufhören, die andere Seite
(Israel) zu belehren, eine feministsche Aussenpolitik
(was auch immer das sein soll) trägt doch nur zu Erheiterung
von gestandenen Aussenpolitiker aller! Staaten bei.

Man kann nur hoffen, dass nicht irgenwelche Hitzköpfe durchdrehen.

MfG

Tomas Poth | Di., 16. April 2024 - 19:12

Nicht nur Israel, der Westen (US-Nato) steht vor einem Dilemma!
Die Politik der Einmischung und Regimechanges, die eben halt nicht zu mehr Demokratie geführt haben, sondern nur fragile Gebilde/Pulverfass-Regionen am kochen halten, fallen der US-Nato gerade auf die Füße!
Es stellt sich die Frage
A: nach noch mehr und stärkerer militärischer Einmischung außerhalb der eigenen Grenzen oder
B: Rückzug auf die eigenen Grenzen und dort wehrhaft zur Verteidigung des Eigenen bereit sein, und die Konfliktregionen sich selbst überlassen.

A könnte auch bedeuten, daß US-Nato Soldaten im Konfliktgebiet zum Einsatz kommen und damit tatsächlich einen neuen Weltkrieg auslöst, mit oder ohne Kernwaffen.
Wer kann das wollen?

Albert Schultheis | Di., 16. April 2024 - 20:24

Die sich jetzt bietende Situation könnten die Israelis klug nutzen - um einerseits unnachgiebige Härte zu zeigen und gleichzeitig Vernunft und Umsicht walten zu lassen: die Härte ist dort unabdingbar, wo es um die Zerstörung der Hamas geht! Denn mit Halsabschneidern in der Nachbarschaft ist keine gemeinsame Zukunft möglich. Andererseits sollten die Israelis den abgewogenen und breit angekündigten Gegenschlag als Antwort auf ihren Bruch Internationalen Rechts in Damaskus respektieren und honorieren! Damit könnte der Flächenbrand im Nahen Osten vermieden werden und der Fokus bliebe auf der Hamas in der Folge des 7. Oktober. Ich bezweifle aber, dass das israelische Militär und Regierung so viel Vernunft werden walten lassen! Seit Jahren sucht man dort einen Anlass, die atomaren Rüstungsanlagen im Iran anzugreifen und endgültig zu zerstören. Aber das wäre der Eintritt in den Flächenbrand, der mit Gewissheit Folgen zeitigen würde, die für ein kleines Flächenland wie Israel fatal wären.

A.W.Mann | Di., 16. April 2024 - 21:26

Die eigentliche Ursache wird auch hier nicht in den Vordergrund gestellt. Der Botschaftsangriff - die Ursache der Eskalation. Ich muss kein Freund des Iran sein, um eine Reaktion hierauf zumindest zu akzeptieren. Wir müssen ab und an beginnen unsere Brille zu drehen. Stellen wir uns doch einfach einmal vor, der Iran oder ein anderes Land führen einen Luftangriff auf eine US-Botschaft mit der Todesfolge hochrangiger Militärs vor. Wie würde dann wohl eine Reaktion ausfallen. Ein Beschuss mit 300 Raketen und Drohnen ohne größeren Schäden, sollte Israel Sieg genug sein, alles weitere hieße noch mehr Öl ins Feuer gießen, aber vielleicht ist das ja auch beabsichtigt. Manche meinen man könnte die arabische Welt damit weiter auseinander dividieren, die Flugverbote aus Kuwait und Katar könnten auch das Gegenteil bedeuten und die Rolle der USA in Saudi Arabien findet auch dort sicher nicht nur Unterstützer. Nicht das es am Ende wie nachdem „arabischen Frühling“ ganz anders kommt. Auch Erdogans Interessen müssen mit einer derartigen erzwungenen Eskalation nicht einhergehen. Wenn wir jemanden mit Verstand und Weitsicht im Außenministerium zur Verfügung hätten, würde ich es mal mit bilateralen Gesprächen versuchen. Mit einem Baerbock - auch Pustekuchen. Wenn’s richtig eng wird, können wir ja dann beweisen wie General Hofreiter und die Marketenderin von den Fast Drei Prozent die Truppen in den Krieg führen. Den nahen Osten durfte ich schon bereisen und habe dabei versucht, die Augen nicht zu verschließen. Ein Befürworter der bei uns stattfindenden vor allem islamischgeprägten Massenmigration bin ich, anders als unsere guten christlichen „Seenotretter“ ,übrigens nicht.

Kurt Walther | Di., 16. April 2024 - 22:57

Die erfolgreiche  Abwehr fast aller  Geschosse und Vehikel aus dem Iran  könnte  zu neuen  Bewertungen der Gefahren aus Israels unmittelbarer Nachbarschaft führen.
Wenn schon über den Himmel bzw. Weltraum einem Land nicht mehr so einfach beizukommen ist, da es  ausgeklügelte mehrstufige Abwehrsysteme besitzt und  von Freunden (auch: Arabern) bei der Abwehr unterstützt wird, wird der Iran vermutlich seine  Verbündeten in der unmittelbaren Nachbarscftaft  Israels einsetzen müssen. Das ist der Vorteil  kurzer Wege über Land.
Gar nicht so unvorstellbar ist nämlich der Gedanke, dass der Iran eine A-Bombe über die Hisbollah oder Hamas nach  Israel schmuggelt und dort zündet.
Ich kann mir vorstellen, dass man in Israel auch über derartige Anschläge  nachdenkt. Fanatische Todfeinde wie die Hamas im Süden oder die Hisbollah im Norden, in unmittelbarer  Nachbarschaft und mit solchen technischen Möglichkeiten, können nicht hingenommen werden. Die A-Bombe in Irans Hände wäre eine neue Qualität.

Jens Böhme | Mi., 17. April 2024 - 08:21

Wenn Experten anfangen, die Glaskugel zu deuten. Was sollen mir solche Interviews sagen? Israel zurufen "tut irgendwas nicht?", soll ich Hamsterkäufe machen und meinen Atombunker reaktivieren, nervös auf der Straße hin- und herlaufen und Israel und Iran zur Mäßigung veralbern?

Gunther Siegwart | Mi., 17. April 2024 - 11:01

Iran ist der übelste Terroristenstaat der Welt. Welche Mittel hat Israel? Der Iran will Israel auslöschen. Dabei helfen die Terrorbrigaden. Der Westen schaut zu. Und betont scheinheilig Solidarität. Allen voran Baerbock. Heuchelei pur.

Ernst-Günther Konrad | Mi., 17. April 2024 - 12:06

Egal wozu sich Israel entscheidet. Die Probleme wird es dadurch nicht wirklich los. Reagiert Israel jetzt nicht, hat es innenpolitisch gegen die Hardliner zu kämpfen und außenpolitisch vor dem Eindruck man sei schwach und verfolge Appeasement Politik, stärkt damit die Mullahs und ihr Handeln. Schlägt Israel wie auch immer zurück, wird man dem Staat vor, es sei ja durch die Angriffe nicht viel passiert und außerdem haben sie ja auch den Angriff auf die Botschaft zu verantworten. Was dem wieder vorausgegangen ist, will auch niemand hören.
Und dann kommt unsere "Völkerrechtlerin" und will in diesem Moment Solidarität bezeugen und sogleich das Mahnungs- und Warnungsgesicht aufsetzen und wiedermal andere - Israel- belehren, was es zu tun und zu lassen hat. Dumm und Naiv hat ein Gesicht - Annalena Baerbock. So hart es klingt, aber besser wäre es, man halte sich aus allem heraus. Israel muss versuchen, so viele arabischen Staaten um sich zu versammeln, um sich selbst zu schützen.

Gerhard Hellriegel | Mi., 17. April 2024 - 15:20

Jetzt lese ich ja viel über den Angriff Irans. Und die Meinungen zu seiner Qualität gehen auseinander.
Aber niemand erklärt mir, warum die Israelis, die sich in einem Krieg mit der Hamas befinden, nichts anderes zu tun haben als eine iranische Botschaft in Syrien anzugreifen.
Stattdessen wieder die Völkerrechts-Gespensterdiskussionen. Israel hat seit 2015 über 140 UN-Resolutionen ignoriert. Wenn dann die oder ihre Stellvertreter mit dem Völkerrecht argumentieren, klingeln dann bei Ihnen nicht auch alle Alarmglocken? Also wie üblich: nützt es mir, dann ist das Völkerrecht heilig, und wenn nicht, war da was?