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Die Lichter gehen aus: Der insolvente Finanzdienstleiser Wirecard / dpa

Wirecard ist insolvent - Ein schwarzer Tag für Deutschland

Der mutmaßliche Betrug des insolventen deutschen Finanzdienstleisters Wirecard erzeugt viele Verlierer. Nicht nur die Politik, die Behörden und die Wirtschaftsprüfer, gerade die Sparer werden die Verlierer sein. Deren Vertrauen in die Börse wird ein weiteres Mal zerstört.

Daniel Stelter

Autoreninfo

Daniel Stelter ist Gründer des auf Strategie und Makroökonomie spezialisierten Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Zuvor war er bei der Boston Consulting Group (BCG). Zuletzt erschien sein Buch „Ein Traum von einem Land: Deutschland 2040“.

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Es ist ein rabenschwarzer Tag für Deutschland: aus der Traum von einer – wenn auch kleinen – Rolle in der neuen digitalen Welt, aus der Traum von einer möglichen Rückkehr der Bürger an die Aktienbörse. Stattdessen eine weitere prominente Wertvernichtung in Milliardenhöhe, die jenen Munition liefert, die Aktien und Börsen für gefährlich und keine sichere Möglichkeit der Geldanlage sehen. So sind wir alle Opfer des Betruges bei Wirecard. 

Wirecard ist pleite. Und wenn man den Berichten Glauben schenken darf: eigentlich schon seit Jahren. Die nicht von der Manipulation der Bücher betroffenen Geschäftsaktivitäten des Unternehmens schreiben seit Jahren Verlust. Gewinn wurde dort ausgewiesen, wo die Zahlen manipuliert waren. Ohne die Manipulation wäre Wirecard niemals in den DAX aufgestiegen, vermutlich würde die breite Öffentlichkeit das Unternehmen nicht kennen, so es überhaupt noch existierte. 

Der Hebel für den Betrug ist erheblich

In den kommenden Monaten werden wir mehr über die Hintergründe erfahren. Der Verdacht liegt nahe, dass ein anfänglich kleiner Betrug immer größere Ausmaße annahm und – so das Management dafür verantwortlich war – der damit verbundene Erfolg an der Börse immer weiteren Betrug erforderlich machte, um das Spiel fortzusetzen. Nicht nur auf dem Papier wurden viele reich, so sie rechtzeitig aus der Aktie ausstiegen. Noch letzte Woche hat der frühere CEO Markus Braun Aktien im Wert von über 100 Millionen Euro verkauft. 

Der Hebel für den Betrug ist erheblich. Wird eine Aktie beispielsweise mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 gehandelt, bedeutet jede Erhöhung des Gewinns um eine Million Euro zehn Millionen mehr Börsenwert. Bei Wirecard waren es sogar über 30 Millionen, wurde das Unternehmen doch als Wachstums- und Technologiewert höher bewertet. Kann man da als Management 100 Millionen zusätzlichen Gewinn ausweisen – der eigentlich gar nicht existiert – hat man auf dem Papier einen Wertzuwachs von drei Milliarden. Markus Braun hielt etwas über sieben Prozent, macht also 210 Millionen Vermögenszuwachs. 

Prüfer, Aufsicht, Fonds und Sparer

Noch ist offen, ob das Management nur nicht genau hingeschaut hat oder in Wahrheit selbst verantwortlich für die Manipulation ist. Andere Verlierer stehen hingegen fest:

Da ist zunächst die Wirtschaftsprüfung EY zu nennen, die Wirecard in den letzten zehn Jahren geprüft hat und den Betrug nicht bemerkte. Die naheliegende Anfrage bei den Banken, ob denn das Geld – immerhin 1,9 Milliarden Euro – auch auf deren Konten liegen würde, wurde erst in diesem Frühjahr gestellt. Ordentliche Prüfung sieht anders aus. 

Ebenso kritisch ist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht – kurz BaFin – zu sehen. Bereits vor 18 Monaten hat die renommierte Financial Times in mehreren Artikeln schwere Vorwürfe gegen Wirecard erhoben und – wie nun für jeden offensichtlich - zu recht auf Unregelmäßigkeiten in den asiatischen Büchern hingewiesen. Statt diesen Vorwürfen mit aller Kraft nachzugehen, erließ die BaFin ein Leerverkaufsverbot gegen Aktien des Unternehmens. Damit sollte „Marktmanipulationen“ vorgebeugt werden. 

Leerverkäufe als Warnsignal

Dabei spielen Leerverkäufer an den Börsen eine sehr wichtige Wachhundfunktion. Ihr Geschäft basiert darauf, überbewertete Aktien zu identifizieren und dann bei diesen auf fallende Kurse zu setzen. In der Praxis läuft es so ab, dass der Leerverkäufer sich die Aktien bei einem anderen Investor – zum Beispiel einem Indexfonds, der alle Aktien halten muss, egal wie die Aussichten sind - gegen eine Gebühr leiht und dann verkauft. Er tut dies in der Hoffnung, die Aktie zu einem späteren Zeitpunkt billiger zurückzukaufen, läuft aber Gefahr viel Geld zu verlieren, wenn er sich irrt und die Aktie weiter steigt. 

Bei Wirecard war es ein gutes Geschäft für die Leerverkäufer, die noch vor dem Verbot der BaFin ihr Geschäft getätigt haben. Sie sind im Zuge des Skandals um hunderte Millionen reicher geworden. Doch statt dies zu kritisieren oder gar zu verhindern wie die BaFin es versucht hat, sollten alle Investoren und Aufsichtsbehörden die Aktivitäten der Leerverkäufer als ein ernstes Warnsignal nehmen, um genauer hinzuschauen.

Prominenter weiterer Verlierer ist der Fonds „DWS Deutschland“ der Deutschen Bank Tochter DWS. Zeitweise waren 12 Prozent der Mittel in Wirecard investiert – mehr als die eigentlich vorgeschriebene Begrenzung von maximal 10 Prozent je Einzeltitel. Kein Wunder, dass der Fonds schlechter abschneidet als andere, die sich weniger von der Wirecard Geschichte haben blenden lassen.

Alle Sparer verlieren

Große Verlierer sind die Sparer, die ihr Geld direkt oder über Fonds in Wirecard angelegt haben. Vor allem wenn sie wie die DWS den Grundsatz ausreichender Diversifikation nicht beherzigt haben. 

Es verlieren aber auch alle anderen Sparer in Deutschland, selbst wenn sie bisher nicht in Aktien investiert haben. Denn das mediale Echo des spektakulären Absturzes von Wirecard wird den Bürgern erneut den Eindruck vermitteln, dass es besser ist, dass Geld auf Konto, Sparbuch oder in der Lebensversicherung anzulegen. Doch genau das ist grundlegend falsch und führt letztlich zum sicheren Verlust.

In „The rate of Return on Everything 1870–2015“ rechnet ein Team um den Bonner Ökonomen Moritz Schularick vor, wie viel man mit der Geldanlage in Anleihen, Aktien und Immobilien verdienen konnte und wie schlimm die zwischenzeitlichen Verluste im Zuge von Börsencrashs und Wirtschaftskrisen waren. Das Ergebnis ist eindeutig:

•    Der reale Ertrag von „sicheren“ Anlagen in Anleihen war im betrachteten Zeitraum gering. Staatsanleihen erbrachten im Durchschnitt 1 Prozent pro Jahr und Unternehmensanleihen 2,5 Prozent. Obwohl die Kursschwankungen geringer waren als bei Aktien und Immobilien, bot diese Anlageklasse keinen Schutz vor erheblichen Vermögensverlusten in Inflationszeiten und während der Kriege.

•    Demgegenüber liegt der langfristige Ertrag von „weniger sicheren“ Anlagen in Immobilien und Aktien je nach Land bei 6 bis 8 Prozent pro Jahr. Ein sehr robuster und stabiler Ertrag, wie die Autoren festhalten. Die Preisschwankungen von Aktien waren dabei deutlich größer als von Immobilien, aber bei ausreichender Haltedauer ist man immer besser gefahren als mit den vermeintlich sicheren Anleihen.

Eine wirkliche Katastrophe

Der Unterschied im Ergebnis ist erheblich. Legt man 1000 Euro an und reinvestiert den jährlichen Ertrag, so hat man bei einer Anlage zu 1 Prozent Zins nach dreißig Jahren ein Vermögen von 1350 Euro. Legt man sein Geld zu 6 Prozent an, ein Vermögen von 5743 Euro. Kein Wunder also, dass wir Deutschen zu den ärmsten Privathaushalten in Europa gehören.

Der Wirecard Skandal wird die Angst der Deutschen vor der richtigen Geldanlage noch verstärken. Mit Blick auf die in den kommenden Jahren – gerade auch als Folge der Coronakrise – absehbaren Inflation, eine wirkliche Katastrophe.
 

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Susanne Dorn | Do., 25. Juni 2020 - 15:39

...zieht offenbar am selben Strang. Wirtschaftsprüfer, die "nicht bemerken", das 1.9 Mrd. Euro fehlen (die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen des Dax-Konzerns wurden durch vorgetäuschte Einnahmen aufgebläht), Banken, die nicht erfolgte Kredittilgungen von Wirecard ignorieren (weil die Bilanz der Banken sonst noch mehr in die roten Zahlen käme), der Staat, der das termingerechte Nicht-Einreichen von Steuererklärungen/Bilanzen einfach toleriert, das nenne ich die Finanz-Mafia...

Der normale Steuerzahler hätte bei derselben Handlungsweise sowohl mit Banken, als auch mit dem Staat größte, existenzgefährdenste Probleme. Betrug (das Frisieren von Zahlen) ist eine Straftat!

Der Geldadel schafft es immer wieder, gleicher zu sein, als alle anderen.

Robert Müller | Fr., 26. Juni 2020 - 08:24

Antwort auf von Susanne Dorn

Das selbe gab es bei dem Diesel-Skandal und ich erinnere auch an die Landes- und Bundesbanken in der Krise von 2008. Damals wurden die Dinge, die in Deutschland nicht hätten gemacht werden dürfen in Irland gemacht. Die hiesige Bankaufsicht war für Irland nicht zuständig und Irland prüfte ausländische Unternehmen nicht.
In allen Fällen das gleiche Problem: Die Aufsicht will nicht oder soll nicht genau hinschauen. Folge: Milliarden-Verluste. Und man will nicht wissen warum die Dinge so waren wie sie waren. Konsequenz: Eher keine.
Ich glaube nicht, dass Wirecard zum Geldadel gehört. Jedenfalls habe ich nichts dazu gehört. Es war wohl eher so, dass Wirecard das einzige hiesige erfolgreiche Digitalunternehmen war.

Kurt Walther | Do., 25. Juni 2020 - 16:09

Immer interessant, wenn Dr. Stelter im "CIcero" zu Worte kommt und versucht, den Deutschen schwierige volkswirtschaftliche Fakten und Zusammenhänge nahezubringen. Diesmal ist es mit dem radikalen Kursabsturz von WIRECARD an der Börse ein Negativereignis. Immerhin ein Absturz von fast 200 € Kurswert vor ca. 1,5 Jahren auf heute 3 €.
Wieder einmal hat ein Unternehmen die Öffentlichkeit und Aktionäre getäuscht, gelogen, betrogen. Das war auch im Internet-Boom um die Jahrtausendwende keine Seltenheit. Und trotzdem bringt die Geldanlage in Produktivkapital immer noch die beste Renditen. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die seit Jahren zeigen, dass sie es können, nämlich langfristig zu wachsen und Gewinne einzufahren. Einige davon streben trotz Corona schon wieder neue Höchststände an, nicht nur "Amazon" .... Indes, die "German Angst" sitzt tief: 2 verlorene Kriege und 2 Geldentwertungen.
Schade, das der Absturz eines deutschen DAX-Unternehmens in diesen Tagen dazu beiträgt.

Michaela 29 Diederichs | Do., 25. Juni 2020 - 21:59

Antwort auf von Kurt Walther

Guter Kommentar. Herr Stelter kann wirklich wunderbar erklären. Seine Beiträge lese sehr gerne. Neben Immobilien sind Aktien eine gute Anlage. Ich selbst habe erst spät dazu gefunden. Die Eltern und Großeltern hatten mir eingeschärft niemals in Aktien anzulegen. Die von Ihnen erwähnten Einbrüche in ihr Leben wirkten massiv nach. Vertrauen ist hier verloren gegangen - für die Sparer, die Anleger, den Standort Deutschland. Dabei müssen die Menschen jetzt dringend wieder Vertrauen und Sicherheit bekommen. Beinahe täglich Hiobsbotschaften, deren Ausmaß wir kaum überblicken können.

Robert Müller | Fr., 26. Juni 2020 - 12:36

Antwort auf von Michaela 29 Di…

Ich war in "sichere" Immobilienfonds investiert. Genau genommen habe ich immer noch welche und es wird noch viele weitere Jahre dauern bis die ganz abgewickelt sind. Auch da war eine Fehlregulierung durch die Politik der Grund für den Zusammenbruch.

Heidemarie Heim | Do., 25. Juni 2020 - 16:23

Wenn ich richtig weiß, gibt es doch den Spruch, das in etwa zur Hälfte das wirtschaftliche Handeln und Geschäft auf Psychologie beruht. So betrachtet wurde wiederholt ein immenser Schaden und Vertrauensverlust angerichtet. Auch ich gehöre nach schon in der Vergangenheit erlittenem Investment-Schaden zu Denjenigen, die lieber den Spatz auf dem 0%-Festgeld/Tagesgeldkonto haben, als die eventuell gar nicht so fette Taube auf dem Dach. Die wie bei der ersten Volksaktie der Telekom nun wie der Wirecard-Vogel von der Dachkante stürzte.
Auch was das abermalige Versagen der Aufsichtsinstitutionen und die Versprechen unserer Politiker nach der letzten Finanzkrise betreffen, die den deutschen Finanzalphabeten in Sicherheit wiegen sollte, wieder mal die volle Bauchlandung hingelegt. Mittlerweile bin ich eh zu alt um dem Prinzip Kostolanys (Anlegen-vergessen-nach 10 Jahren und länger fette Rendite) zu folgen. Das für mich einzig noch lukrative wäre eine eigene selbst bewohnte Pflegeimmobilie;)

Heidemarie Heim | Do., 25. Juni 2020 - 17:55

Antwort auf von Heidemarie Heim

Das kommt davon, wenn man über die eigenen Wort-Konstrukte stolpert;)!
Ich meinte uns deutsche "Finanzanalphabeten" in Sachen Aktien und Börsenspekulation! Grüße!

Klaus Ramelow | Do., 25. Juni 2020 - 19:39

Antwort auf von Heidemarie Heim

wo ist der Unterschied zwischen dieser Wirecard und der von Amthor präferierten Augustus Intelligence ?
DENN SIE WOLLEN BETROGEN SEIN ...

Wie steht es denn nun mit der 2. Chance ?

Gilt dieses denn nur in Verbindung mit einem etwas blasierten Ausdruck ?

Sorry lieber Herr Ramelow, sollte ich Ihnen mit Blasiertheit meinerseits zu nahe getreten sein! Wollte und kann mich da nur selbst sozusagen auf die Schippe nehmen.
Denn egal welchen Finanzexperten Sie hörten in der Vergangenheit, der Ausdruck "Wir Deutschen seien ein Volk von Sparern" ist ständig begleitet von dem verdeckten Vorwurf, dass wir es wohl nie kapieren oder scheinbar zu tumb sind um beim richtigen Finanz-Monopoly mit zu spielen;). "Gehen Sie nicht über Los...."
Wer von den Kleinanlegern bekommt eine 2. Chance frage ich Sie? Die, wie ich auch schon von Bekannten aus den USA hörte deren Altersvorsorge noch viel mehr
von einer guten Anlagestrategie abhängt, und die durch vergangene Finanzskandale
von jetzt auf nachher total verarmen. Genau wie die Leute bei uns,die ihre paar ersparten Groschen wegen 1-3 % mehr Rendite in einen Fond oder eine Kapitallebensversicherung steckten und der Gesetzgeber ohne Federlesens und Bestandsschutz hinterher 10 Jahre KV-Beitrag abknöpft!FG

Alfred Kastner | Do., 25. Juni 2020 - 19:57

Antwort auf von Heidemarie Heim

Wenn es darauf ankommt duckt sich Seehofer feige weg. Das war bereits auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 so, als er nicht erreichbar war. Man wünscht sich in diesen Zeiten einen starken Innenminister Otto Schily zurück. Dieser hätte seine Untergebenen nicht derart im Regen stehen lassen. Diese blinde Hassattacke in der taz hat mit Satire wenig gemein. Schon eher mit dem Straftatbestand der Volksverhetzung. Das Vertrauen in den Rechtsstaat wird durch diesen Fauxpas nicht gesteigert.

Juliana Keppelen | Do., 25. Juni 2020 - 18:03

durch die Coronakrise in der realen Welt denn die trifft die Menschen direkt. Offensichtlich wurde mal wieder nur heiße Luft verkauft die nun bei genauerem hinsehen im Nirwana verschwunden ist. Also diese Milliarden waren nie da und trotzdem ein riesiger Schaden, man kann es nicht fassen.

Marianne Bernstein | Do., 25. Juni 2020 - 20:36

Trotzdem sind die Aktiengewinne auf die immer verwiesen wird, die der Vergangenheit, weil keiner in die Zukunft schauen kann. Allerdings hatten in der Vergangenheit Aktienkurse auch was mit der wirtschaftlichen Situation der Unternehmen zu tun.
Weiterhin verlieren immer die bei Aktien, die das Geld wirklich brauchen. Die, die das Geld nicht brauchen, schichten um und gewinnen.
Die Börse ist das Monopoly der Reichen.

Michaela 29 Diederichs | Do., 25. Juni 2020 - 22:30

Antwort auf von Marianne Bernstein

Na ja... Wie definieren Sie reich? Auch der Mittelstand versucht sein kleines Vermögen geschickt anzulegen und ein bisschen Gewinn zu machen. Sparbuch geht ja nicht mehr, Kopfkissen auch nicht. Ausgeben? In diesen Zeiten?

Dr. Roland Mock | Do., 25. Juni 2020 - 23:43

Antwort auf von Marianne Bernstein

Liebe Marianne, da sind Sie, glaube ich, nicht hinreichend informiert: Jeder darf „Monopoly“ mit Aktien spielen.„Arme“ wie „Reiche“. Und nicht nur, wie Sie glauben, diejenigen, „die das Geld brauchen“, sondern jeder kann mit Aktien verlieren. Genauso wie jeder- Arme und Reiche und die weite Mehrheit derjenigen, die keines von beiden sind - mit Aktien Geld verdienen kann. Was übrigens, über einen längeren Zeitraum betrachtet, weit häufiger vorkommt. Keiner wird ja gezwungen, auf Papiere zu setzen, die - wie wirecard- bereits seit längerem als Zockeraktien gelten.

Gerhard Lenz | Fr., 26. Juni 2020 - 11:04

Antwort auf von Dr. Roland Mock

und deren Aktie wurde vor wenigen Jahren noch als äusserst zukunftsträchtig gefeiert.

So mancher Investmentspezialist übschlug sich förmich mit Lobpreisungen. Die Bezeichnung "Jahrhundertchance" wurde gar nicht so selten für die Wirecard-Aktie gewählt.

Gut, auch die Telekom-Aktie wurde irgendwann mal hochgejubelt.

Die einzig wirkliche Erkenntnis ist die, dass so mancher "Börsen- oder Finanzprofi" zwar nicht mit guten Ratschlägen spart, wie der Anleger das Vermögen erzockt, dass der Profi selbst nicht geschafft hat.

Mit Selbstkritik - dann, wenn sein Tipp zum Flop wurde - hat er dann aber sehr oft seine Schwierigkeiten.

Allerdings sollte sich kein Anleger beschweren - die Hoffnung, am Aktienmarkt reich zu werden, kann sehr leicht nach hinten los gehen... Gier schützt vor Pleiten nicht.

Dominik Roth | Do., 25. Juni 2020 - 23:24

Totalverlust bei Einzeltiteln muss immer einberechnet werden.

Daher gilt immer Risikoverteilung, z.B. ein Drittel DAX ETF, ein Drittel EuroStoxx50 ETF und ein Drittel Welt-Fonds. Natürlich immer nur mit Geld, das man in den nächsten 15 Jahren nicht braucht. Das Risiko, dass man mit diesem Mix in 30 Jahren schlechter steht als mit dem Sparbuch ist extrem gering.

Alessandro LaPorta | Fr., 26. Juni 2020 - 11:59

Antwort auf von Dominik Roth

Da haben Sie natürlich recht, dass man bei einer Anlage in Einzeltitel immer mit einem Totalverlust rechnen muss.
Deshalb wird der kluge Anleger seine Investition breit streuen. Und da sind ETF`s für die langfristige Geldanlage, gerade für Börseneinsteiger das ideale Instrument. Auch wenn Ihr Vorschlag sicher lohnender sein wird, als das Geld auf dem Sparbuch versauern zu lassen, würde ich persönlich weder in den Dax, noch in den EuroStoxx50 investieren.
Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Glück beim Investieren :-).

Lisa Werle | Fr., 26. Juni 2020 - 10:32

"Kein Wunder also, dass wir Deutschen zu den ärmsten Privathaushalten in Europa gehören."
Herr Stelter - und dies, weil 'wir' nicht in Aktien investieren? Was für ein Blödsinn. Diesen Quatsch habe ich jetzt wirklich einmal zu oft gehört. Die Deutschen sind deshalb ärmer als viele andere Europäer, weil der deutsche Staat die höchsten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge erhebt, die geringsten Renten zahlt und das für die kürzeste Dauer - und weil wir obendrein rund 30 % mehr arbeiten müssen als in anderen Ländern (Wochenarbeitszeit, Rentenbezug etc.). Und wenn dann vom mühsam erarbeiteten Geld nicht mehr viel übrig bleibt, dann ist auch die Skepsis sehr groß, mögliche Kurs-Risiken verkraften zu können. Also: ließe 'unser' Staat uns mehr von unserem erarbeiten Geld, dann wäre ganz sicher auch die Investitionsbereitschaft in Bezug auf Aktien eine völlig andere als sie es heute ist.